Medulloblastom

Das Medulloblastom ist ein bösartiger embryonaler Tumor des Kleinhirns. Er tritt bevorzugt im Kleinkindes- und Kindesalter auf und ist in dieser Altersgruppe der häufigste bösartige Hirntumor. Er wird nach der WHO-Klassifikation der Tumoren des zentralen Nervensystems als Grad IV eingeordnet.

Klinisch stehen meist Störungen der Kleinhirnfunktion (zum Beispiel Fallneigung und Ataxie) sowie Zeichen des erhöhten Hirndruckes mit Kopfschmerzen, Lethargie und morgendlichem Erbrechen im Vordergrund. Bei Spiegelung des Augenhintergrundes kann eine Stauungspapille erkannt werden.

In der Computertomographie- und Magnetresonanztomographie (MRT) stellen sich Medulloblastome als solide Raumforderungen mit homogener Kontrastmittelaufnahme dar.

Feingeweblich sind Medulloblastome zelldichte klein- rund- und blauzellige Tumoren. Die Tumorzellen weisen runde bis ovale Kerne auf und können in Rosettenformationen angeordnet sein. Immunhistochemisch ist eine Expression neuronaler Marker (Synaptophysin, Neurofilament, NeuN) typisch aber auch gliale Proteine wie GFAP können kleinflächig exprimiert werden. Als Varianten abzugrenzen sind desmoplastisches Medulloblastom, anaplastisches Medulloblastom und Medulloblastom mit extensiver Nodularität.


Der erste Nachweis einer p53-Mutation in einem Medulloblastom erfolgte in den frühen Neunzigern.  Derzeit werden Medulloblastome anhand ihres genetischen Profils in die vier folgenden Subgruppen eingeteilt:
WNT: meist Kinder, selten Erwachsene: Monosomie Chromosom 6, CTNNB1-Mutationen, meist klassische Medulloblastome, selten großzellige/anaplastische Medulloblastome. Diese Gruppe hat die beste Prognose.
SHH: Kleinkinder (meist desmoplastisch/nodulär) und Erwachsene (klassisch oder großzellig/anaplastisch): PTCH/SMO/SUFU Mutationen, GLI2 Amplifikationen.
Gruppe 3: meist Kinder, klassische Medulloblastome, häufig metastasierend, MYC-Amplifiaktion, Chromosomale Verluste auf 5q und 10q. Diese Gruppe hat die schlechteste Prognose.
Gruppe 4: meist Kinder, häufiger männlich, häufig Isochromosom 17q. Chromosomale Verluste auf 8 und X.

Aktuelle Behandlungskonzepte für Kinder und Jugendliche mit einem Medulloblastom sehen eine neurochirurgische Tumorentfernung, eine Chemotherapie und eine Strahlentherapie vor.


Der Krankheitsverlauf hängt unter anderem von der Tumorgröße, dem Ausmaß der Tumorentfernung, einer etwaigen Absiedlung von Tumorzellen entlang der Liquorwege und dem Alter des Patienten ab. Auch die Art der feingeweblichen Differenzierung kann eine prognostische Rolle spielen, wobei bei Patienten mit einem sogenannten desmoplastischem Medulloblastom der Krankheitsverlauf günstiger ist.
In einer aktuellen klinischen Studie betrug die 5-Jahres-Überlebensrate 66 % bei Kindern mit Medulloblastomen, die nach Diagnose lediglich intensiv chemotherapiert worden waren. Nach vollständiger Tumorentfernung konnte hier eine 5-Jahres-Überlebensrate von 93 % erreicht werden. Nach unvollständiger Tumorentfernung oder Absiedlung von Tumorzellen entlang der Liquorwege betrugen die 5-Jahres-Überlebensraten 56 % bzw. 38 %


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